Trostgasse 23 – Hotel Caruso – Aktuell 29.04.16


29. April 2016

Jetzt geht es auch der Trostgasse 23 mit der berühmten Kraus-Villa an den Kragen.

Ganz ähnlich der Vorgangsweise des Bürgermeisters in Sachen Sauerhof wird nun auch für die weiteren Pläne der Stadt Baden in Sachen Caruso agiert. Der Bürgermeister erklärt nun in einem Beitrag der NÖN vom 19.04.2016, dass nun die Voraussetzungen für die Umwidmung dieses Areales von Bauland-Sondergebiete-Fremdenverkehr auf Bauland-Wohngebiete erfüllt sind. Er begründet das mit den Worten, dass die Gerstnergruppe nun eine Detailplanung für den Ausbau des Weikersdorf vorgelegt hat. Also was jetzt? Bereits in der Badener Zeitung vom 17. September 2015 hat die Gerstnergruppe Architektenpläne vorgelegt, die der Stadt offensichtlich genügt haben, im Gegenzug zum Herzeigen dieser Pläne eine Umwidmung in der Trostgasse durchzuführen (Abb). Sind nun diese „neuen“ Pläne auch nur einen Deut verbindlicher als die früheren? Wohl kaum anzunehmen. Denn dass die Gerstnergruppe Gewinn machen möchte, ohne sich dabei festzulegen oder gar in die Karten schauen zu lassen, ist nach den diffusen Aussagen des Bürgermeisters wohl anzunehmen.

Abbildung: Das Bild zeigt die Präsentation der Neubaupläne zum Hotel Weikersdorf.

Quelle: Badener Zeitung vom 17. September 2015

Man reißt somit das Hotel Caruso weg und pflastert den Park mit den üblichen Wohnblocks zu, ohne auch nur einen Deut Gewissheit zu haben, dass die Gerstnergruppe den dabei erwirtschafteten Millionengewinn in das Weikersdorf einbringen wird. Der Gemeinde ist offenbar der Verlust von 150 Hotelbetten im Caruso völlig egal und widerspricht somit ihren eigenen Zielen, dass nämlich keine Hotelbetten in Baden verloren gehen dürfen. Dass diese Umwidmung fundamental den Zielen der Bausperre zuwiderläuft, die sich den Erhalt der Grünflächen zum Ziel gesetzt hat, ist ebenso klar. Somit erlässt man eine Bausperre und schert sich keinen Deut darum, sich daran zu halten. 

Gefahr für die berühmte Kraus-Villa

Wir wurden von der Bürgerliste „Wir Badener“ auf eine Tatsache aufmerksam gemacht, die die Situation der Trostgasse 23 (Areal „Hotel Caruso“) signifikant verschärfen könnte. Denn: Die Kraus-Villa steht nicht unter Denkmalschutz! Es heißt zwar vielerorts, sie wäre das, aber leider ist dem nicht so. Der Blick ins Grundbuch beweist es.

Diese Tatsache birgt daher eine nicht unbedeutende Gefahr für das Gebäude. Die Villa liegt zwar in der Schutzzone 2, was besagt, dass der Abbruch von Gebäuden oder Gebäudeteilen unzulässig ist, ausgenommen bei einer positiven Stellungnahme eines Sachverständigen für Denkmalpflege. Dieser Sachverständige muss aber nicht Angehöriger des Bundesdenkmalamtes sein.

Die Gefahr, die nun gegeben ist, besteht somit darin, dass ein Einzelner entscheiden kann, ob das Gebäude abgerissen werden darf oder nicht. Es genügt zum Beispiel ein diskreter Hinweis auf „Setzungsrisse“, und die Villa weicht einem weiteren Wohnblock. Bei der derzeitigen Vorgangsweise der Stadt, die sich offensichtlich gegen die selbst erlassene Bausperre mit dem Ziel der Erhaltung der siedlungstypischen Strukturen richtet, wäre dies nicht einmal verwunderlich. Die unabhängige Bürgerinitiative für den Erhalt Badens wird daher das Bundesdenkmalamt einschalten und die Einleitung eines Unterschutzstellungsverfahrens begehren.

Schlussfolgerung: Wenn ein Hotel, das 30 Jahre alt und „baufällig“ ist, kann eine Villa, die über 100 Jahre alt ist, nicht ebenfalls „baufällig sein?

Hier geben wir Ihnen noch einen interessanten Hinweis auf die Entstehungsgeschichte des Namens „Caruso“:

Next to Vienna, centrally situated in beautiful vineyards, lies the traditional health-resort Baden. Hundreds of years ago, many personages from all over the world came to Baden to relieve their health-troubles with the help of sulphur bath. And so did the famous tenor Enrico Caruso, who came to Baden in the beginning of 1913 because of severe back aches after eating. He staid in the splendid villa of one of the richest woman Vienna’s, Ida Gutmann-Wodianer. The house was redesigned and extended to an elitist conference hotel. The restaurant got the name Caruso, because the rumour that the tenor staid one night in the villa is believed till today.

 

Quelle: http://www.abnet.at/hotel/no/bcaruso/


Ersteinschaltung vom 08. Februar 2016

Es handelt sich hier um ein in Bestlage Badens gelegenes 13.000 Quadratmeter großes Grundstück mit einer aus der Gründerzeit stammenden schönen und repräsentativen Villa, der „Kraus-Villa“, benannt nach ihrem früheren Besitzer, dem Badener Professor Kraus, späterer Ordinarius für Neurochirurgie am Wiener AKH. Nach dem Verkauf dieser Liegenschaft durch die Familie wurde im Jahre 1985 in den Park ein vom österreichischen Gewerkschaftsbund errichteter Hotelbau gestellt. Dieses sehr beliebte und gut geführte Hotel Caruso wurde vor ca. fünf Jahren geschlossen und Ende 2012 von der Gerstnergruppe gekauft, der seit dieser Zeit auch das Schlosshotel Weikersdorf gehört.

 

Die Gerstnergruppe möchte nun, zufolge ihrer Ankündigung, Weikersdorf ausbauen. Der vorgelegte Architektenplan, betreffend dem massiven Zubau von weiteren 100 Zimmern hat bei der Stadtregierung offenbar Euphorie ausgelöst. Denn vermutlich im Gegenzug ist man nun dabei, den Bebauungsplan für die Trostgasse 23 – Carusoareal – umzuwidmen. Und zwar von „Bauland – Sondergebiet Fremdenverkehr“ auf „Bauland – Wohngebiet“. Das bedeutet im Klartext, dass dort nach Abbruch des großen Hotel Caruso mit den in letzter Zeit in Baden üblichen Wohnblocks zu rechnen sein wird. Dies ist im Entwurf zur Änderung des Bebauungsplanes festgeschrieben. Zitat: „Aufgrund der Tatsache, dass die nunmehrigen Eigentümer des ehemaligen Seminarhotels auch das Schlosshotel Weikersdorf betreiben und dort im Zuge einer Umstrukturierung rund 100 neue Betten geschaffen werden sollen, wird dadurch aus stadtentwicklungspolitischer Sicht […] der Verlust der Hotelbetten in der Trostgasse durch den Um-und Ausbau des Schlosshotels Weikersdorf kapazitätsmäßig kompensiert“.

 

In der Stadtzeitung „baden.at“ vom Juni 2015 war nun zu lesen, dass die Gerstnergruppe durch den angekündigten Zubau das Schloßhotel Weikersdorf von derzeit 100 Zimmern massiv ausbauen (Bürgermeister Staska: „Verdoppelung der Zimmerkapazität“) und dafür 10 Millionen Euro investieren wird, und das ab Herbst 2016. Es ist aber auch davon die Rede „die Zimmer auf höchsten Standard zu bringen“, was bedeuten könnte, dass bei den bereits bestehenden Zimmern Nachholbedarf besteht. Geschäftsführer Oliver Braun: „Sämtliche „alte“ Zimmer werden ebenfalls klimatisiert und modernisiert." (Badener Zeitung vom 17. September 2015) Für ein Hotelzimmer der obersten Klasse in einem Zubau sind „im höchsten Standard“ ca. 150.000 bis 200.000 Euro eine realistische Summe. Somit müssten bei der Neuschaffung von diesen weiteren 100 Zimmern noch etwa zusätzliche 15 bis 20 Millionen aufgetrieben werden. Möglich, dass man es bereits billiger gibt, denn im Entwurf zur Änderung des Bebauungsplanes ist bereits nur mehr von 100 Betten die Rede, somit von nur 50 Zimmern. Demgegenüber verfügt das Hotel Caruso über 75 Zimmer.

  

Es gibt aber offensichtlich nur eine Absichtserklärung der Gerstnergruppe zusammen mit einem publikumswirksam präsentierten Architektenplan. Das ist aber auch schon alles. Das könnte bedeuten, dass das noch immer mit großen Grünflächen bestehende Caruso-Areal in der Trostgasse für eine Wohnbebauung verwendet wird, es aber keineswegs sicher ist, dass die Pläne von Weikersdorf tatsächlich realisiert werden. Von einem Baubeginn, wie angekündigt, im Jahre 2016 weiß in Weikersdorf niemand, genauso wenig, wie von einem Baubeginn in den nächsten Jahren, „wenn überhaupt“.  Es scheint durchaus auch möglich, dass der Gewinn der in Trostgasse 23 errichteten Wohnblöcke, die eine völlige Vernichtung der Grünflächen bedeuten würden, in ganz andere Liegenschaften, etwa in die Wiener Hotels der Gerstnergruppe fließen könnte. Bürgermeister Staska, Juni 2015: „Bereits in ein bis eineinhalb Jahren werden wir in Baden über zwei absolute Top-Hotels mit großer Kapazität verfügen“. Beim zweiten meinte er den nun offensichtlich dem Verfall preisgegebenen Sauerhof.

 

Eine besondere Pikanterie im Text der beabsichtigten Umwidmung ist die Tatsache, dass dort die neue Bebauungsdichte mit 10%

angegeben wird. Das würde bedeuten, dass nur 1.300 Quadratmeter für die Bebauung zur Verfügung stünden. Somit könnte die Tücke dieses Entwurfes auch darin liegen, den Leser zu täuschen. Es kann nämlich jederzeit die Bebauungsdichte nachträglich z.B. auf 50% bis unbeschränkt erhöht werden. Dies wurde bereits in der Mühlgasse 2-4 durchexerziert. Dort wurde im Jahre 2008 eine sang- und klanglose Erhöhung der Baudichte von 50% auf über 80% hinaufgesetzt. Im Entwurf zur Änderung des Bebauungsplanes steht jedenfalls, dass „zusätzliche rd. 35-40 Wohneinheiten möglich“ sind, somit zusätzlich zu der bereits durch das Hotel verbauten Fläche von etwa 21%. Das würde eine zusätzliche Baumasse in der Größe Antonsgasse 18 – Valeriestrasse 13 bis 15 bedeuten (41 Wohneinheiten, siehe 3. Einschaltung Badener Zeitung).

 

 

Die am 29. September 2015 im Rathaus verkündete großartige Erklärung des Baustadtrates, dass einerseits die Grünflächen Badens geschont werden sollen, andererseits auch eine breit angelegte Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des unmittelbaren Umfeldes der Badener stattfinden soll, war offensichtlich nur eine Ankündigung, der keinerlei Realisierung gefolgt ist und könnte deshalb auch als Irreführung der Bevölkerung anzusehen sein. Daraus wäre auch zu schließen, dass die Verhängung der Bausperre nur dazu gedient haben könnte, die Gemüter der Badener Bevölkerung zu beruhigen, nur um dann wie bisher mit der Bau- und Immobilienlobby weiter machen zu können.

 

 

Die einzig seriöse Vorgangsweise der Badener Stadtgemeinde wäre gewesen, zuerst den Umbau von Weikersdorf abzuwarten und erst dann die Bewilligung für eine Verbauung des Areals des Caruso zu geben. Diese Bewilligung müsste aber, wenn schon, so jedenfalls im Einklang mit der beabsichtigten Schonung und großmöglichem Erhalt der Grünflächen dieses Areals einhergehen, somit auch dem erklärten Ziel der Bausperre entsprechen.

 

 

In „baden.at“, Ausgabe 06/2015 ist als große Überschrift zu lesen: „Tourismus im Höhenflug“. Es ist unklar, worin hier der Höhenflug liegt, wenn ein bestehendes Hotel liquidiert werden soll und es dafür keinerlei Anzeichen gibt, die verlorenen Hotelbetten an anderer Stelle zu kompensieren. Wäre das tatsächlich so, würde der herbeigeredete Höhenflug des Badener Tourismus in einem operettenreifen Absturz enden. Ist es das, was die Verantwortlichen meinen, wenn sie, wie oben zu lesen, den Abbruch des Caruso und die Umwidmung des Grundstückes aus „stadtentwicklungspolitischer Sicht“ befürworten?

Abbildungen:

Bild links: Aufnahme der Villa von der Trostgasse aus, 23.01.2016 

Bild rechts: Diese nichtssagende Aufnahme vom fast identen Standort findet sich im Entwurf zur Änderung des Bebauungsplanes

 

Die folgenden Bilder sind der Buchungsplattform "meetingsbooker", entnommen und zeigen die tatsächliche Situation des Hotels: